Sorge um politisches Klima: Fridays for Future ziehen über Ring in Leipzig

In mehr als 100 deutschen Städten ist am Freitag demonstriert worden. Das Bündnis Fridays for Future ist auch in Leipzig aktiv gewesen. Die Botschaft neben der Rettung des Klimas: die Europawahl nicht rechten Akteuren überlassen.

Das Motto des Klimastreiks ist klar: wählen gehen, aber bloß nicht rechts wählen! Das Bündnis Fridays for Future (FFF) hatte in bundesweit mehr als 100 Städten zu Demonstrationen, Kundgebungen und Festivals aufgerufen. So auch in Leipzig: Hier haben sich am Freitagnachmittag bis zu 1000 Menschen versammelt, schätzen die Organisatoren am Ende.

Ursprünglich hatten sie die Veranstaltung für 2000 Personen angemeldet. Die Polizei geht hingegen von 750 Teilnehmenden aus.

Bündnis Fridays for Future ruft zur Europawahl auf

Gegen 14 Uhr strömen Menschen aus allen Richtungen zum Bayerischen Bahnhof als Treffpunkt des Klimastreiks. Größtenteils sind es junge Leute, die hier zusammenkommen, doch alle Generationen sind vertreten. Und auch eine Bundestagsabgeordnete hat sich unter die Akteure gemischt: Paula Piechotta von Bündnis 90/Die Grünen steht mit ihren Parteikolleginnen und -kollegen um ein Lastenrad.

Kurze Zeit später beginnt Fridays for Future Leipzig mit dem ersten Redebeitrag. Es werden eine faire und soziale Asylpolitik sowie eine konsequente Klimapolitik gefordert. Alles stehe im Zeichen der bevorstehenden Europawahl. Die Demonstrierenden sollten als junge, linke Menschen ihre Meinung mit in die Abstimmung am 9. Juni fließen lassen. Das Besondere daran: Erstmals dürfen Menschen schon ab 16 Jahren wählen gehen.

Es schließen sich weitere Reden an. In denen schwebt der wahrgenommene gesellschaftliche und politische Rechtsruck über allem. Die Straßenbahnfahrer Tillmann und Daniel von Gewerkschaft Verdi beziehen sich auf die Kommunalwahl in Thüringen, bei der Neonazi Tommy Frenck 31 Prozent der Stimmen erhielt und in die Landratsstichwahl in Hildburghausen einzog: „Der Rechtsruck ist real!“ Julie vom Verein Rosa spricht den Menschen Mut zu: „Lasst Euch vom aktuellen Geschehen nicht unterkriegen und setzt Euch weiter für ein klimagerechtes Europa ein!“

Eine in der Menge ist Sarah Kaden, die sehr bedauert, dass die Klimabewegung seit 2019 immer weniger Beachtung findet. „Deswegen möchte ich hier mein Gesicht zeigen.“ Selbst ist die 34-Jährige bei Parents for Future und der Letzten Generation aktiv. Warum? „Ich möchte meinen Kindern später sagen können, dass ich es zumindest versucht habe.“

Sorge um politisches Klima bei Demo von FFF zu spüren

Ein paar Minuten später, überpünktlich 14.50 Uhr, formiert sich der Demonstrationszug auf der Windmühlenstraße. Auf dem Frontbanner ist zu lesen: „Wir haben die Wahl.“ Weil das Wetter hält, wählen die Organisatoren die lange Route: ab dem Roßplatz einmal im Uhrzeigersinn über den Ring, am Hauptbahnhof vorbei bis zum Johannisplatz, wo die Endkundgebung stattfinden soll.

Auch Kinder finden sich unter den Teilnehmenden. „Ich finde es sehr gut, dass sich hier fürs Klima eingesetzt wird“, sagt der achtjährige Miran bestimmt. Gemeinsam mit Vater Marcel Kruse ist er zu Besuch aus Berlin. „Wir müssen alle auf das Klima achten, weil hier sonst niemand mehr leben kann“, ist sich der Junge sicher. Vater Marcel beschäftigt das politische Klima. „Gegen die rechten Tendenzen muss vorgegangen werden. Ich versuche, bei der Wahl das Richtige zu tun“, sagt der 43-Jährige.

Während sich die Demo in Richtung Ring bewegt, spielt Musik aus dem Lautsprecherwagen. Die Spitze des Zuges bilden vor allem rote Flaggen, auch eine der MLPD (der vom sächsischen Verfassungsschutz als orthodox linksextremistisch eingestuften Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands) ist zu sehen.